Die Kreuzfahrt
13. März bis 08. April
Die Kreuzfahrt begann in Ushuaia und
führte uns zunächst zur antarktischen
Halbinsel. Die zuerst vorgesehen
Anlandung bei Port Lockroy wurde gar
nicht erst angefahren, da uns die Zeit
dafür fehlte. In der Drake Passage, das ist
die kürzeste Route von Feuerland zur
Antarktis, hatten wir starke Winde bis Stärke 12 und einen
Wellengang zwischen 6 und 8 Metern. Das Schiff schaffte daher nur
ca. 10 Knoten pro Stunde. Wir hätten aber die
maximale Geschwindigkeit von 14 bis 17
Knoten fahren müssen, um diese Strecke zu
schaffen. Die höchste Geschwindigkeit von
13 bis 14 Knoten erreichten wir erst ab der
Höhe von Puerto Mont/Chile; vorher waren es
max. 11 Knoten im Schnitt.
Also war unser erster Landungsversuch
Deception Island. Hier konnten wir aber
wegen der starken Winde nicht einfahren.
Man fährt hier nämlich in eine Caldera,
bei der die Einfahrt wegen der
Wassertiefe nur sehr eng ist. Der Kapitän
und das Expeditionsteam entschlossen
sich daher zur Half Moon Island weiterzufahren. Hier klappte dann
endlich unser erster Landgang.
Für die Landgänge in der Antarktis werden Zodiacs eingesetzt und es
sind immer "nasse" Landungen. Zodiacs sind sehr stabile
Schlauchboote mit 6 Luftkammern. Selbst
wenn 4 Luftkammern kaputt gehen, kann man
mit dem Zodiac noch sicher weiterfahren.
"Nasse" Landung heißt, das man mit den
Schuhen ins Wasser muss, da das Zodiac
nicht an Land gezogen werden kann. Es
waren aber alle Passagiere vorher über diesen Umstand informiert
worden und es hieß, man solle auf jeden Fall Gummistiefel
mitbringen oder bestellen. Weiterhin sollte man für die Fahrt eine
wasserabstoßende Hose und eine warme
Jacke dabei haben. Man hat von Phoenix
zwar dicke Parkas gestellt bekommen,
aber diese waren unserer Ansicht nach
viel zu steif und unbequem. Wir haben
nach den ersten Landgängen dann unsere
eigenen Jacken getragen.
Wir fuhren dann weiter und hatten dann zwei Landgänge auf der
antarktischen Halbinsel, die nicht im Programm vorgesehen waren.
Das waren Brown Bluff und Cape Hope. Brown Bluff war sehr schön,
Cape Hope hätte man sich eigentlich sparen können. Bei Cape Hope
gibt es nämlich die argentinische Station Esperanza. Diese Station
darf man nur in Begleitung von
argentinischen Mitarbeitern betreten und nur
den Rückweg zur Landungsstelle darf man
alleine machen.
Anschließend sollten wir noch einen
Landgang auf King Georg Island haben und
die dortige Kolonie von See-Elefanten zu
sehen bekommen. Aber auch hier muss eine enge Einfahrt bewältigt
werden, die wegen der starken Winde und Strömung dann nicht
passierbar war. Daher wurde der Kurs auf Südgeorgien gesetzt und
wir sind sofort weiter gefahren. Von den
geplanten vier Anlandungen haben wir somit
drei erlebt und eine fiel aus.
In Höhe von Elephant Island verlor das Schiff
zunehmend an Fahrt und nach zwei Stunden
kam dann die Durchsage, dass die
Steuerbordmaschine ausgefallen wäre. Vor der
Reparatur wolle man aber zuerst die Ursache
herausfinden. Das schien aber nicht so einfach zu sein, denn der
Kapitän gab nach weiteren vier Stunden bekannt, dass man die
Maschine nun repariert habe ohne die Ursache gefunden zu haben.
Man müsse aber erst mal testen, ob die Reparatur auch hält. Diese
Tests dauerten noch die ganze folgende Nacht an, sodass wir fast
einen ganzen weiteren Tag verloren. Diesen Tag hat
man dann in Südgeorgien gestrichen, da man auf
der weiteren Fahrt sonst nichts mehr hätte einholen
können. Gerade Südgeorgien ist aber einer der
Höhepunkte der Fahrt gewesen. Was wir da
verpasst haben, kann man gar nicht mehr gut
machen.
Südgeorgien ist britisches Überseegebiet. Die
Landungen auf Südgeorgien begann mit Grytviken, einer alten
Walfangstation und dem Sitz der Verwaltung dieses Gebiets. Hier ist
außerdem das Grab des englischen Antarktisforschers Sir Henry
Ernest Shackleton. Von hier aus begleiteten uns dann drei englische
Staatsbürger, die bis zu den Falkland Inseln an Bord blieben und dann
von dort in die Winterpause nach England zurück flogen. Die letzte
Anlandung war dann noch in Fortune
Bay.
Der geplante Landgang auf den Falkland
Inseln fand zwar statt, aber zu einer völlig
anderen Zeit. Wir sollten tagsüber von
08:00 Uhr bis 15:00 Uhr Zeit haben, sind
aber erst in der Nacht um 23:00
angekommen und gegen 2:00 schon weiter gefahren.
In Punta Arenas, die südlichste Stadt von Chile, war es nicht viel
anders. Als wir ankamen war es noch dunkel und die Hälfte der
Stadtrundfahrt fand noch in der Dunkelheit statt. Wir haben daher auf
diese Fahrt verzichtet. Gegen 9:00 Uhr ging
es bereits weiter und es war schon bekannt,
das der Landgang in Puerta Chacabuca
gestrichen worden ist.
Bei der Fahrt durch die chilenischen Fjorde
hatten wir dann wieder mal Windstärke 12
mit einer Geschwindigkeit von 75 Knoten.
Die Fahrt durch die Meerenge Angostura Inglesa wurde dann
ebenfalls gestrichen, da man hier nur bei Hochwasser durchkommt
und wir zu dieser Zeit einfach nicht da sein konnten. Wir sind also
wieder aus den Fjorden heraus aufs offene Meer gefahren. Hierdurch
haben wir dann wieder soviel Zeit verloren,
dass man die Landung in Puerto Mont
ebenfalls streichen musste. Wir sind also
gleich bis Valparaiso durchgefahren.
Wer jetzt annimmt, dass ab nun alles
geklappt hat, den muss ich enttäuschen. In
Valparaiso und auch bei den folgenden Landgängen in
Iquique und Mollendo, hat man die Zeiten für die Landausflüge auch
jeweils um gut 2 Stunden gekürzt, sodass man hier im Eiltempo
durchgeschleust wurde. Aber dadurch haben wir dann die Ankunft in
den jeweils nächsten Städten einigermaßen pünktlich geschafft.
Alles in allem hat man bei der Planung dieser
Tour also die Geschwindigkeit des Schiffs
total verkehrt berechnet. Und das ist meiner
Meinung nach der Skandal bei dieser
Kreuzfahrt gewesen. Man hat in den
Prospekten und Unterlagen mit einer Strecke Werbung gemacht, die
überhaupt nicht eingehalten werden konnte. Dazu kam noch, dass
unser Expeditionsleiter, Klaus Kiesewetter, des öfteren behauptete,
wir hätten noch viel Glück gehabt, dass wir so viele Tiere gesehen
hätten. Normalerweise wäre die Antarktis zu dieser Zeit bereits "leer
gefegt".
Kreuzen vor der antarktischen Halbinsel